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Biographie der Familie Yang

In Tai Chi by Kung Fu München

Yang Lu Chan – ein Eindruck seines Könnens

Yang Lu Chan

Yang Lu Chan 楊露禪 wurde im Yung Nien Distrikt der Präfektur Kuang Ping in der Provinz Hopei geboren. In seiner Jugend reiste er in das in der Provinz Honan gelegene Chen Chia Kou, um dort die Kunst des Tai Ji Quan 太极拳 (früher: T’ai Chi Ch’uan) von Meister Chen Changxing 陳長興 zu lernen. Chang Xing pflegte stets so aufrecht wie eine Ahnentafel zu stehen, weshalb man ihm auch den Spitznamen „Herr Ahnentafel“ gab.

Zu dieser Zeit waren die Schüler Chengs allesamt Mitglieder seines eigenen Klans (Chen-Stil 陳氏), und keinem Außenstehenden wurde Unterricht erteilt. Aus diesem Grund war es auch Yang zunächst nicht möglich, am Unterricht teilzunehmen. Doch er harrte ohne Ärger und Missmut aus, denn er wollte unbedingt von Chen unterrichtet werden. Obwohl er schon mehrere Jahre in Chens Dorf lebte, erhielt er keine Erlaubnis.

Eines Nachts jedoch wurde er von den Klängen der zum Training gerufenen Schreie (jap. Kiai) geweckt, die von einem in der Nähe liegenden Hof auszugehen schienen. Er stand schnell auf, sprang über die Mauer und erblickte das Gebäude, von dem die Rufe ausgingen. Vorsichtig schob er das Papier, das die Fenster bedeckte ein wenig zur Seite und erblickte den Lehrer, wie er seinen Schülern die Techniken „zurückziehen und schieben“,und „Energie erhalten“ lehrte. Mit größter Aufmerksamkeit verfolgte er jede der Bewegungen und kehrte jede Nacht zurück zu diesem Fensterspalt. Danach ging er in sein Zimmer und übte ausdauernd die Techniken. Von da an verbesserte sich seine Kunst entscheidend. Einige Zeit später forderte Meister Chen Yang auf, an einem Kampf gegen seine Schüler anzutreten. Sie alle wurden von ihm geschlagen. Tief beeindruckt bezeichnete der alte Meister Yang als Genie und weihte ihn in all seine Kampfgeheimnisse ein.

Später kehrte Yang nach Vung Nien zurück und begann, die Leute seiner Heimat zu unterrichten. Viele kamen, um von ihm zu lernen. Seine Kunst wurde als „Hua Chua“ (neutralisierendes Boxen) bekannt, denn alle Bewegungen waren weich und geschmeidig. Sein Weg führte ihn auch nach Peking, wo er die Mitglieder des königlichen Haushaltes unterrichte und zum Instrukteur des Mandschu-Banner Battalions ernannt wurde. Yangs Charakter war äußerst direkt und energisch. Er ging jeder Herausforderung seitens einer anderen Schule oder eines anderen Stils sofort nach. Er reiste oft mit einer Tasche und einem kurzen Speer bepackt durch den ganzen Norden Chinas. Immer wenn er auf jemanden traf, dessen Kunst höher war, als seine eigene, forderte er ihn heraus. Auch wenn der andere ablehnte, zwang er ihn, sich der Herausforderung zu stellen. Seine Kunst war so vorangeschritten, dass er niemals seine Gegner schlug oder verletzte, und seine unbesiegbare Meisterschaft trug ihm den Namen „Yang der Unüberwindbare“ ein.

Der alte Meister Yang wurde im 4. Jahr Chia Chings der Ching Dynastie geboren (1799) und starb im 11. Jahr T`ung Chins der gleichen Dynastie. Er hatte 3 Söhne, von denen der älteste, Chi, bereits in jungen Jahren starb. Sein zweiter Sohn hieß Pan Hou, der dritte Chien Hou. Beide waren in der Lage, des Vaters Erbe anzutreten.

Zu Lebzeiten des Meisters erzählte man sich viele Geschichten und Begebenheiten, eine davon ist die folgende:
Eines Tages in Kuang P‘ing musste der Meister auf einem Mauerwall kämpfen. Der Boxer wurde angegriffen und wich Schritt für Schritt zurück. Es war ihm unmöglich, einen festen Stand beizubehalten, Als er im Begriff war von der Mauer zu stürzen, näherte sich der über 40 Fuß entfernte Yang blitzschnell, ergriff den Fuß des Fallenden und rettete ihm so das Leben.

Yang war auch sehr geschickt im Umgang mit dem Schaft des Speeres. Mit einer einzigen Bewegung war es ihm möglich, damit leichtere Gegenstände vom Boden aufzuheben Auf dem Rücken eines Pferdes war er in der Lage, Pfeile ohne den dazugehörigen Bogen abzuschießen. Er benutzte dazu seine Finger. So hoch war sein ungewöhnliches Geschick, dass er beim Schuss in eine Zielscheibe nicht ein einziges Mal daneben traf.

Eines Tages, als es heftig regnete, saß Meister Yang in der Halle und beobachtete seine Tochter, die gerade dabei war, den Raum zu betreten, dabei glitt sie mit dem Fuß auf der nassen, Moos überwucherten Türschwelle aus und drohte zu stürzen. Yang flog in einer einzigen Bewegung herbei und fing mit einer Hand den Wasserkessel auf, während er mit der anderen den Arm seiner Tochter ergriff, um sie vor dem Fallen zu bewahren.

Bei einer anderen Gelegenheit war Yang auf einer Flussbank beim Angeln. Zwei Shaolin-Priester gingen hinter ihm her. Für gewöhnlich wagten sie es aufgrund Yangs außergewöhnlichem Ruf nicht, ihn von Angesicht zu Angesicht herauszufordern. Nun sahen sie eine Möglichkeit, ihn von hinten in den Fluss zu stoßen, womit auch endlich sein berühmter Name hinweggefegt werden würde. So kamen sie stillschweigend überein, den Meister je von links und rechts ins Wasser zu stoßen. Yang hatte längst bemerkt, dass sich irgendetwas hinter seinem Rücken zusammengebraut hatte. Als der kraftvolle Schlag der beiden Männer fast seinen Körper erreicht hatte, streckte er seinen Körper kerzengerade, wobei er die Technik „High Pat on Horse“ anwendete. Eine leichte Kopfbewegung sowie ein nur geringfügiges Anheben des Rückens bewirkte, dass die beiden Männer strauchelten und in den Fluss fielen. Dann sagte Meister Yang zu den beiden: „Heute ist Euer Glückstag. Wenn ihr zu Land wäret, würde ich euch noch ein paar Techniken zeigen, und dann würdet ihr nicht so ohne weiteres entkommen.“ Als die beiden dies hörten, schwammen sie so schnell sie konnten davon.

Eines Tages, als Meister Yang gerade aus Peking zurückkam, hörte ein anderer berühmter Boxer davon, dass er „der Unüberwindbare“ genannt wurde. Neidisch drängte er ihn zum Kampf. Yang war dazu zunächst nicht bereit, und so schimpfte der Boxer ihn einen Feigling, um ihn zum Kampf zu zwingen. Als sich schließlich herausstellte, dass ein Kampf unumgänglich war, willigte Yang ein. Er lachte und sagte: “Wenn du schon so begierig bist, mit mir zu kämpfen, warum schlägst du dann nicht zuerst dreimal?“ Der Boxer war äußerst zufrieden, als er dies hörte. Er erhob seine Fäuste und schickte sich an, mit aller Kraft auf Yangs Kopf einzuschlagen. Jedoch noch bevor Yangs Gelächter verklungen war, lag der Boxer k.o. geschlagen über 30 Fuß weit weg.

Die Söhne Yangs

Der älteste Sohn des Meisters, Pan Hou, wurde im 17. Jahr Tao Kuangs der Ch‘ing Dynastie geboren (1837). Schon in jungen Jahren begann er unermüdlich, fleißig und viel zu trainieren. Er litt viel, und sein Vater erlaubte ihm nicht einmal eine kurze Pause und verstärkte sein Leid noch zusätzlich, indem er ihn mit der Peitsche schlug. Pan Hou wollte schließlich von zu Hause weglaufen. Sein Temperament war ungebrochen und gewalttätig. Er war sehr gut in den „freie-Hand-Techniken“ und schlug seine Gegner gerne k.o.. Sobald er seine Hand ausstreckte, floss Blut aus dem Körper seines Gegenüber und viele wurden mehr als 30 Fuß weit hinweggeschleudert.

Pan Hou

Als Pan Hou gerade ein junger Mann geworden war, kämpfte er gegen einen bekannten Shaolin-Lehrer, der bemerkenswert stark war. Er ergriff Pan Hou‘s Handgelenk und wollte es nicht mehr loslassen. Pan Hou, der sich einen kurzen Energiestoß zu nutze machte, richtete seine Kraft gegen den Körper des Shaolin-Lehrers. Dieser konnte dem Angriff nicht standhalten und wurde überwältigt. Pan Hou, als stolzer Sieger, kehrte heim und erzählte seinem Vater detailliert von diesem Erlebnis.

Als Lu Chan davon hörte, lachte er und sagte: „Du bist glücklich, weil du gewonnen hast. Aber dein Ärmel ist zerrissen. Kann man das als die Verwendung der internen Kraft im Tai Chi bezeichnen?“ Pan Hou sah auf seinen Ärmel hinab und stellte fest, dass er tatsächlich zerrissen war. Daraufhin begann er noch eifriger Tai Chi zu üben, bis er schließlich ein außerordentlich hohes Niveau erreicht hatte. Es ist sehr schade, dass er seine Kunst nicht an Schüler weitergab. Er war wie ein Sänger mit hoher Stimmlage, der nur wenige fand, die mit ihm singen konnten. Im 16. Jahr von Kuang Hsu (1892) starb er.

Der zweite Sohn des Meisters, Chien Hou 健侯 (pinyin: Jiàn Hóu), wurde im 26. Jahr Tao Kuangs der Qing Dynastie geboren (1842). Gleich seinem Bruder lernte auch er bereits in jungen Jahren Tai Chi. Sein Vater überwachte sein Training mit einer solchen Strenge, dass er den ganzen Tag trainieren musste, ohne auch nur ein einziges Mal zu pausieren. Sein Körper und auch sein Geist befanden sich schließlich in einer solchen Verwirrung, dass er es kaum noch ertragen konnte. Mehrmals versuchte er, seinem Leben ein Ende zu bereiten und sich zu erhängen. Doch jedes Mal wurde er vorher entdeckt und gerettet. Wir können sehen, dass es gerade diese harten Entbehrungen waren, die ihm seinen späteren großen Namen sicherten. Sein Wesen war sanfter als das von Pan Hou, und er hatte viele Schüler.

Insgesamt lehrte er drei verschiedene Niveaus:

  • das niedere Niveau

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  • das mittlere Niveau

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  • das hohe Niveau

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Die perfekte Koordination der weichen und harten Energien erfuhren höchste Erfüllung und seine Kunst erreichte ein ungewöhnlich hohes Niveau. Wenn er mit Leuten aus anderen Schulen kämpfte, die gut im Messer- oder Schwertkampf waren, benutzte er lediglich einen Staubwedel aus Federn. Sobald er seine Hand hob, wurde die des Gegners unbezwinglich festgehalten und in eine ungünstige Situation gebracht. Auch von seinem Speerschaft wusste er Gebrauch zumachen. Er konnte jede Art von Energie in ihn leiten und stets, wenn ein anderer Speer oder dessen Halter ihn berührte, wurde derjenige weit hinweg geschleudert. Er war in der Lage, mit jedem seiner Gliedmaßen seine Gegner zu Boden zu bringen und konnte all seine Energie mit einem Lachen oder einem Schrei freilassen. Auch mit kleinen Wurfkugeln wusste er geschickt umzugehen und verfehlte niemals sein Ziel. Mit drei oder vier Kugeln in der Hand holte er 3-4 Vögel vom Himmel herunter. Noch geheimnisvoller war seine Fähigkeit, einen Sperling mittels der Kraft in seiner Handfläche am Fortfliegen zu hindern. Ein Vogel, der sich in die Luft erheben will muss zunächst mit seinen Krallen nach unten drücken, um dort einen festen Halt vorzufinden. Dort muss die Kraft einwirken, damit der Vogel abheben kann. Wenn der Vogel nach unten drückte, entspannte sich Chien, neutralisierte damit den Sperling, der somit unfähig war, weg zu fliegen.

Daraus können wir ersehen, dass Chiens intelligente und subtile Interpretation und die neutralisierende Energie solcherart waren, dass sich niemand seinem Niveau annähern konnte. Im fortgeschrittenen Alter trainierte er häufig die Entwicklung seiner „internen“ Energie, meist im Bett liegend und vollständig bekleidet. Seine Diener hörten nachts seltsame, rüttelnde Geräusche, die von seinem Schlafzimmer auszugehen schienen.

Er starb im 6. Jahr nach der Ausrufung der chinesischen Republik einen friedvollen Tod, der weder von Krankheiten noch sonstigen anderen Unannehmlichkeiten begleitet wurde. Einige Stunden vor seinem Tod hatte er einen Traum, in dem ihm sein bevorstehendes Ende angekündigt wurde. Daraufhin rief er alle Schüler und Familienmitglieder zusammen und gab jedem die letzten Unterweisungen. Nachdem er gebadet hatte, verstarb er mit einem glücklichen Lächeln auf seinem Gesicht. Er hinterließ drei Söhne, Shao Hou war der Erstgeborene, der zweite, Chao Hou, starb früh und der dritte trug den Namen Cheng Fu.

Enkel

Yang Chien Hou´s ältester Sohn, Shao Hou, wurde im 1. Jahr T‘ung Chi’s der Ching Dynastie (1862) geboren. Im Alter von 7 Jahren begann er, Tai Chi zu lernen. Sein Charakter war widerspenstig und unnachgiebig. Er liebte es, seine Gegner zu Boden zu bringen und wusste guten Gebrauch von den „freie-Hand-Techniken“ zu machen, ebenso wie sein Onkel, dessen Wesenszüge er geerbt hatte. Seine Stellungen waren tief und kraftvoll, seine Bewegungen geschmeidig und agil. In jeder Bewegung suchte er nach Kompaktheit. Wenn er andere unterrichtete, passte er sich deren Stil an, solange, bis er seine Hand ausstreckte und angriff. Viele Schüler ertrugen dies nicht, und so blieben nur wenige übrig, die von ihm unterrichtet wurden. Er erwarb großes Geschick im Umgang mit der „ausgeborgten Energie“, der „plötzlichen Energie“ sowie mit der „abgefangenen Energie“ und der „in die Luft schleudernden Energie“. Es ist bekannt, dass er seine Kunst nicht an eine zu große Schülerzahl weitergeben wollte, somit sind es nur wenige gewesen, die seine Kunst erlernt haben. Shao Hou starb im 18. Jahr der chin. Republik (1930). Er hinterließ einen Sohn namens Chen Sheng.

Shao Hou

Yang Chien Hou‘s dritter Sohn, Cheng Fu 澄甫, wurde im 9. Jahr von Kuang Hsu der Ching Dynastie (1883) geboren. Er war ein ausgesprochen friedfertiger Charakter. Als Kind zeigte er keine großen Neigungen, sich mit dem Studium des Tai Chi auseinanderzusetzen, erst mit 20 Jahren begann er mit seinem Vater zu trainieren. Zu dessen Lebzeiten übte er jedoch niemals das Tai Chi mit der dafür notwendigen Hingabe und Ausdauer aus, und sein Verständnis von der Rolle eines Schülers war mangelhaft und unzureichend. Erst nach seines Vaters Tod begann in ihm ein gewisses Verantwortungsgefühl zu wachsen und er fing an, Tag und Nacht unablässig Tai Chi zu trainieren. So begann sein Ruhm schnell zu wachsen. Er eignete sich alle Künste des Tai Chi Chuan hauptsächlich alleine an. Man könnte ihn als ein durch sein Talent begünstigtes Genie bezeichnen.

Wenn er sich bereits zu seines Vaters Lebzeiten ganz dem Tai Chi hingegeben hätte, so wäre seine Kunst sicherlich der seines Großvaters nahegekommen. Seine Physis war stählern und seine Statur ungewöhnlich groß. Nach außen schien er sanft und fügsam zu sein, innerlich jedoch war er hart wie Eisen. Sowohl seine „zurückziehende Angriffsenergie“ als auch die “einfangende Energie“ waren von hoher Qualität.

Im Gegensatz zu seinem Bruder lehrte er hauptsächlich die höheren Stellungen, wodurch die Bewegungen offen und gestreckt wurden. Aufgrund seines friedfertigen Charakters verfügte er über eine große Schülerzahl. Sein Ruhm drang sowohl in den Süden als auch in den Norden des Landes. Er starb im 24. Jahr der chin. Republik (1936) und hinterließ 4 Söhne: Chen Ching, Chen Chi, Chen Tou und Chen Kuo.

Wenn wir heute von Tai Chi sprechen, so halten wir stets das Andenken an das Tai Chi der Familie Yang in Ehren. Glücklicherweise waren deren Nachkommen allesamt fähig, die Kunst er Vorfahren zu lernen und in ihre Fußstapfen zu treten.