Hung Gar Kung Fu

Warum Kung Fu der traditionellen Shaolin?

Die fünf bekanntesten Stile, die sich jeweils unabhängig voneinander entwickelt haben, wurden allesamt nach ihren „Schöpfern“ benannt. Unter diesen „Gar“ (was soviel wie „Familie“ oder „Clan“ bedeutet) ist der Teehändler Hung Hei Gung aus Fukien mit seiner „Südlichen Faustform“, die auf zweihundert Jahre Geschichte zurückblickt, der wohl bekannteste Vertreter.

Hung Gar Ch’uan ist eine Erweiterung des Tiger-Systems des Shaolin-Klosters, das Hung Hei Gung von einem Mönch, Meister Ji Sin (engl. Gee Sin), im Shaolin Tempel in Fukien gelernt hat.

Buck Sam Kong
handgeschnitzte Figurentafel
Sifu Alan Baklayan im Kampf

Meister Ji’s erste Lektionen bestanden fast ausschließlich aus Kampfpraktiken, die in kleinen, engen Räumen stattfanden. Die Stellungen waren nicht breiter als 14 inches. Man sagt, dass ein 2m² großer Platz ausreichend sei, um eine vollständige Form zu üben.

Meister Ji’s Stil war gänzlich verschieden zu den weitgreifenden, mit vielen Sprüngen versehenen Stilen des Nordens, jedoch für die Straßenkämpfe, die in China zur Zeit der Ching Dynastie stattfanden, genau das Richtige. Einige der Straßen waren so eng, dass nicht einmal eine Rikscha passieren konnte. Auf unsere Zeit umgemünzt könnte man sagen, dass sich die Kämpfe in jener Zeit in den Dimensionen einer Telefonzelle zugetragen haben.

Später, nach eingehenden Studien aller damals bestehenden Kung Fu Stile, weitete Meister Ji sein System auf Lange- und Kurze-Hand-Techniken aus.

Nachdem sich Schüler Hung im Tigerklauen-Stil perfektioniert hatte, fügte er dem noch den durch seine scharfen spitzen Fingerbewegungen gekennzeichneten Weißen-Kranich-Stil, den seine Frau ausübte, hinzu.

(Hung Hei Gung’s Frau, Fong Wing Chun, hatte den Weißen-Kranich-Stil ebenfalls unter der Leitung von Meister Ji Sin gelernt und mit dessen Hilfe den Tod ihrer gesamten Familie gerächt, die einer Gruppe von Banditen zum Opfer gefallen war.)

Später fügte Hung noch einige Techniken des Drachen, des Leoparden und der Schlange hinzu.

Hung’s Kunst beinhaltet außerdem auch Teile der „Fünf-Elemente-Faust“:


5 Elemente Faust

  • Metall

    „Rückhand-Faust“ und „Starke-Hammer-Faust“

  • Holz

    gekennzeichnet durch gleichzeitiges Blockieren und Schlagen

  • Wasser

    aufgrund einer Serie aufeinander folgender Schläge, die wie Wellen ans Ufer schlagen

  • Feuer

    durch schnelle, blitzartige Angriffe wie bei einer Feuerwerksexplosion

  • Erde

    gefährliche Angriffe auf die menschlichen Körperöffnungen, die meist zum Tode führen

Es gibt heutzutage nur wenige, die die chinesische „Fünf-Elemente-Form“ beherrschen. Auf ihr basiert jedoch zumindest ein Stil, Hsing I, der relativ leicht zu erlernen ist.

Besonderheiten des Hung Gar:
Die Hung Gar Schüler von früher waren bekannt für ihre Ausgeglichenheit und Ausdauer. Sie begannen ihr Training als Novizen mit einem tiefen Horse-Stance und gleichzeitigen Faustschlägen. Gleichzeitig brannten nacheinander drei Räucherstäbchen ab, jedes mit einer Brenndauer von ca. einer Stunde. Dieses Training wurde etwa drei Jahre fortgefürt, bevor mit dem Training fortgeschrittener Techniken begonnen wurde.

Die heutigen Trainingsmethoden sind jedoch nicht mehr so furchterregend. In Hong Kong z.B. wird eine halbe Stunde intensives tiefes Horse-Stance-Training täglich als ausreichend angesehen, zusätzlich zum Üben des Boxens und der Waffenformen.

Hung Hei Gung’s berühmteste Nachfolger sind Tit Kiu Sam, Lam Fuk Sing, Wong Kei Ying und sein Sohn Wong Fei Hung, der in China vor allem durch Kinofilme bekannt wurde.

Die bekanntesten Persönlichkeiten unserer Zeit sind Chan Hon Hung, Lam Cho (engl: Lum Jo), Ho Lap Tien und Mok Yi.

Schüler des Hung Gar sollten versuchen, die Prinzipien zu verstehen, die ihm zugrunde liegen: Ehrlichkeit, Gerechtigkeitssinn, Ritterlichkeit und eine eiserne Willenskraft, der Name „Hung“ steht für Integrität.