Guan Di (Kuan Ti)

Das Bildnis eines furchterregenden rotgesichtigen Kriegers ist oft in Kung Fu Trainingsräumen zu sehen. Das ist General Kuan. Er wird normalerweise zusammen mit einer großen Hellebarden-artigen Kung Fu Waffe namens Kuan Dao abgebildet. Seine Figur ist von außergewöhnlicher Bedeutung, denn er ist der Schutzpatron der chinesischen Kampfkünste. Für die Chinesen war Kuan ein militärisches Genie ersten Grades. Wie die Samurai in Japan oder die Ritter im Mittelalter war er ein Krieger, dessen Person Werte wie Rechtschaffenheit, Loyalität, Bescheidenheit und Gerechtigkeit verkörperte.

Kuan Ti
Der Legende nach war Kuan von bürgerlicher Abstammung und lebte in der chinesischen Provinz Shansi. Eines Tages half er einem seiner Nachbarn, der ein Opfer der Regierungsoffiziere geworden war. Aufgrund dieser Tat wurde Kuan selbst verfolgt und musste aus seiner Heimatstadt fliehen. Als er sich einem schwer bewachten Gebirgspass näherte, in dessen Nähe sich ein Bach befand, kniete er nieder, um sein Gesicht zu waschen. Kurz darauf bemerkte er, dass das Wasser des Baches seinem Gesicht eine rötliche Färbung verliehen hatte. Er wusste dies als Vorteil zu nutzen und es gelang ihm so, unerkannt den Pass zu überqueren.
Alles, was du bist und was du wirst, liegt nur in dir selbst.Shaolin Weisheit

An der anderen Seite des Berges angelangt, traf Kuan auf einen acht Fuß großen Riesen Namens Chang und einem Hausierer genannt Liu. Die Drei entdeckten schnell, dass sie eines gemeinsam hatten: sie waren Verfechter der Gerechtigkeit und wünschten, dass bald wieder Friede und Ordnung in ihrem von Unruhen zerrissenen Land einkehren möge. Sie reisten gemeinsam zu Chang’s Pfirsichfarm und legten dort den Schwur ab, dass sie stets ihren Freunden unter der ländlichen Bevölkerung zu Hilfe kommen würden. Von da ab sprach man von Kuan, Chang und Liu nur noch als den „drei Brüdern des Pfirischgartens“. Im Verlauf ihrer vielen gemeinsamen Abenteuer, die vor mehr als 1700 Jahren stattfanden, wurden die Drei bekannt für ihre Versuche, die restlichen Bruchstücke des chinesischen Kaiserreichs zu vereinen. Im Kampf für die Gerechtigkeit und gegen skrupellose Ausbeuter stach Kuan als militärisches Genie hervor. Er wurde zu einer Robin-Hood ähnlichen Legende, einer, der stets auf der Seite der Unterdrückten kämpfte. Er wurde das Musterbeispiel eines chinesischen Ritters – mutig, ehrlich und zuverlässig. Im Jahre 1594, mehr als 1000 Jahre nach Kuan’s Tod, erinnerte sich ein Kaiser der Ming-Dynastie des ruhmreichen Helden und verlieh ihm den gottähnlichen Titel „Ti“, wodurch Kuan in die Reihe der „verehrungswürdigen und großen Gottheiten“, „Erhalter des Himmels und des chinesischen Kaiserreichs“ erhoben wurde.

Seine Abenteuer und Heldentaten, die im Laufe der Zeit zu Legenden wurden, bewogen viele Berufsgruppen und Künste ihn zu ihrem Schutzpatron zu ernennen. Die Polizei beispielsweise bewahrt sein Andenken dank seines lebenslangen Kampfes für Gerechtigkeit. In der Welt des Kung Fu nimmt Kuan Ti eine väterliche Stellung ein und wird aus diesem Grund auch oft Kuan Kung genannt. Kuan’s Waffe, das Kuan-Dao, ist nach ihm benannt. Ihr kommt besondere Bedeutung zu. In alten Zeiten wurde diese schwere, scharf geschliffene Waffe besonders von berittenen Kriegern benutzt. Heutzutage hält die Ausübung ihrer Form das Andenken an die alten Traditionen lebendig und dient als Mittel zur Entwicklung von Kraft. Dank seines Gewichts ist das Kuan Dao ein geeignetes Mittel, eine sehr lebendige und bewegliche Art der Stärke aufzubauen, die einen ausgewogenen Körper entwickelt. Auch wenn das Kuan Dao einst eine tödliche Waffe war, hält sie doch das Andenken ihres Erschaffers aufrecht, der ein unermüdlicher Verfechter der Gerechtigkeit war. Der Kampf mit ihm sollte demzufolge nur im Sinne einer gerechten und rechtschaffenen Sache sein.

Quelle: Kong’s Siu Lum Pai Assoc.