Kung Fu Retreat Idylle

Trainingscamp 2011

In Impressionen, Kung Fu by Kung Fu München

Auf zur Hütte!
Nun, eine Hütte, was ist das denn? So nennen wir die Kung Fu Seminare, die ca. 1 Woche dauern, und vor Jahren tatsächlich in Hütten auf Bergen stattgefunden haben.

Da ich in Münster -Westfalen- wohne, habe ich immer eine Anreise von 7-9 Stunden vor mir, allein um zur Münchener Kung Fu Schule zu kommen, wo wir dann zusammen starten. Diesmal zog ich es vor, über Nacht in einem Zug nach München zu fahren. Die Begrüßáung morgens an der Kung Fu Schule war herzlich und die weitergehende Fahrt zur Hütte entspannend. Endlich erreichten wir das Haus. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, startete Samstag nachmittags das Training.

Sifu forderte uns gleich heraus und erweiterte das erste Training auf über 3 Stunden. Wir lernten dabei eine „Sehnen und Bänder Chi Gong“ Übungsfolge, die wir in den kommenden Tagen vertieften.

Die Tage verlaufen etwa folgendermaßen: Meditation – Frühstück – Training – Meditation – Mittagessen – Arbeitsgruppen – Training – Abendessen – Meditation. Die Trainingseinheiten dauern etwa 2:30 Stunden. Was hier wohl eher untypisch ist: Wir kochen unser Essen selber. Das beschert so Manchem tiefere Einsichten in die Kochkunst 🙂

Ergreifend ist beispielsweise, dass „Stille“ in dem Trainingshaus herrscht. Man fokussiert sich tatsächlich mal aufs Kung Fu. Dabei dringt das ganze Klima tief ein und macht vieles bewusst, was sonst nicht wahrgenommen wird.

Kung Fu Zweikampf

Was ich besonders auf dieser Hütte genossen habe, waren die vielen kleinen aber essentiellen Verbesserungen an meinen Bewegungen und Formen. Tja, wenn ich dabei auch so manches mal an mir fast verzweifelt bin, weil ich immer wieder den gleichen Mist gemacht habe. Trotzdem: vieles konnte ich mitnehmen und integrieren, und sogar Basics neu setzen. Es ist doch immer wieder erstaunlich, dass man gerade an dem korrigiert wird, von dem man meint, es schon seit langem zu beherrschen 😉

Abgesehen vom Training sprachen wir über Passagen aus dem Buch „Krieg der Bergdämonen“. Vieles, was darin geschrieben ist und was dann vor Ort erörtert wird, kann man tatsächlich an sich selber erfahren. Es ist nur die Frage, ob man will oder nicht. Jedenfalls hat Sifu mit diesem Buch und seinen Erläuterungen eine Tür meines „Herzens“ geöffnet. Themen wie: „Den Weg des Scheiterns zu gehen“ oder „Im Dienst zu stehen“, die klingen scheinbar so destruktiv oder überholt. Wenn man sie aber mal (wirklich) an sich heranlässt, so verlieren sie ihren Schatten und werden zu Aspekten, die sogar im Alltagsleben immer wieder ihre Auswirkungen hinterlassen. Für mich bedeutet beispielsweise, den Weg des Scheiterns zu gehen, zu akzeptieren, wie ich bin. Es gilt, die Grenzen meiner eigenen Kung Fu Trainingsmöglichkeiten anzunehmen, und die Illusionen, die mich so oft umgeben, zu durchschneiden. Mich in gewisser Weise zu ent-täuschen. Dieser Gedanke beschäftigt mich seit langem, er bereichert nicht nur das Training, sondern auch Arbeit und mein tägliches Tun. Er führt mich auf einen Weg zu mehr Gelassenheit, aber auch zum Tun. Denn einen Weg zu gehen, heißt auch, dass man aktiv ist.

Diesmal war die Hütte eine Neuorientierung für mich, insbesondere da ich mit einigen essentiellen Fragen hingefahren bin. Man könnte sagen, ich war auf dem Weg des „Scheiterns“ und war bereit, diesem Scheitern zu viel Priorität in meinem Leben zu geben. Ich kann nur sagen, dass sich vieles auf der Hütte völlig entgegengesetzt dazu entwickelt hat. Mein Herz brennt wieder für’s Kungfu und noch darüber hinaus. Ich kann einfach nur sagen: auf zur nächsten Hütte! 🙂 Wer nicht da ist, wird etwas verpassen…

Vielen Dank an Sifu, an alle, die mitgeplant haben und alle die dabei waren 🙂
Euer Norbert