Image

In Memoriam

Großmeister Bucksam Kong: Der Kung Fu Rebell und Traditionalist

Am 4. Januar 2024 ist eine der außergewöhnlichsten Figuren der chinesischen Kampfkunst von uns gegangen. Großmeister Bucksam Kong. Ein Schmunzeln kam mir über die Lippen, als ich nachgerechnet habe: es sind jetzt genau 50 Jahre vergangen, seitdem ich ihn zum ersten Mal Sifu genannt habe. Natürlich wird er in meinem Herzen immer mein Sifu bleiben. In der chinesischen Tradition heißt es: „Einmal mein Sifu immer mein Sifu.“ Eine Tradition, die weitgehend verloren gegangen ist, und deren tieferen Sinn die meisten mit Unverständnis begegnen.

Timeline

Geboren 1940 in Hong Kong, fängt er 1946 an, den Adler Klauen Stil von seiner Mutter zu lernen. 1948 beginnt er ein lebenslanges Studium bei Großmeister Lum Jo. 1961 dient er in der US-Armee, wird nach Korea geschickt, wo er bald zum Hand-to-Hand-Kampf Ausbilder ernannt wird. Zurück in Hawaii eröffnet er 1963 seine erste Kung Fu-Schule. 1969 erscheint sein erstes Buch mit dem Titel Lau Gar. 1972 erscheint sein zweites Buch: Hung Gar Kung Fu, das zu einem Klassiker wird. 1974 wurde er geehrt, indem er zum „Instructor of the year“ in die berühmte „Black Belt Hall of Fame“ gewählt wurde. 1976 zieht er nach Los Angeles, wo seine Schule sich weiter etabliert. 1979 besucht er zum ersten Mal die Kong‘s Siu Lum Pai Filiale in München, in der er jährlich Seminare abhalten wird. 1981 erscheint sein Video „Die Tiger Kranich Form“, 1982 eröffnet die Schule in Utah, 1983 erscheint sein drittes Buch mit dem Titel „Die Tiger Kranich Form“. 1985 eröffnet die Schule in Tulsa, Okla. 1996 eröffnet eine weitere Schule in Mexico, 1997 erscheint sein Buch „Gung Gee Fok Fu Kuen“ in 4 Sprachen. 1998 eröffnet eine Schule in Las Vegas. 1999 erscheint sein Video „Gung Gee Fok Fu“, weitere Videos folgen.

In einem der unzähligen Artikel, die über ihn in Kung Fu- und Kampfkunst-Magazinen erschienen sind, hatte eins den Titel „Der Kung Fu Rebell“, und ich möchte darlegen, warum diese Überschrift ihn wirklich gut beschreibt.

Andere Zeiten

Versetzen wir uns einen Moment in die Vergangenheit. Es ist 1962. Viele Amerikaner, die nach dem 2. Weltkrieg in Japan und Okinawa stationiert waren, erzählten etwas von Judo und Karate. In der Fantasie der Leute ging es um den berühmten geheimnisvollen „Handkantenschlag“, bei dem der Gegner gleich in Ohnmacht fällt. Wir sehen ihn öfters - nicht ohne zu schmunzeln - in Hollywood-Filmen aus den 50er- und 60er-Jahren. Das war‘s eigentlich. Niemand hatte im Westen von chinesischer Kampfkunst oder Kung Fu gehört. Der Grund war auch sehr einfach: es gab ein ungeschriebenes Gesetz, das besagte, dass man den „Gwailos“, übersetzt den „Barbaren“, also jeden „Nicht-Chinesen“, diese Kunst nicht zeigen durfte.

Der junge Kong war aber von 1961-62 in Korea stationiert. Als er beim ersten Bajonett-Kampftraining seinen Ausbildner - einen selbstsicheren, erfahrenen „Sergeant“ der alten Schule - wiederholt völlig überwältigte, fragte ihn dieser, noch ganz außer Atem: „Wo zum Teufel hast du das gelernt?“

Einmal erzählte er mir: „Nun ja, sobald auf meinem Gewehr ein Bajonett draufsteckte, hatte ich praktisch einen Speer in meinen Händen… und mit Speer-Kampf kannte ich mich gut aus…“. Seine Kampffähigkeiten waren so überragend, dass er praktisch über Nacht zum Ausbildner befördert wurde. Das „Hand-to-Hand-Combat“ Handbuch, das er hinterließ, wurde dort noch Jahrzehnte in der US-Armee verwendet. Als sein Dienst endete, ging der frisch entlassene Gefreite Kong nach Hawaii.

Der Rebell

Als damals einige seiner Freunde, die zufällig auch Karate unterrichteten, seine außergewöhnlichen Fähigkeiten entdeckten, wollten sie sogleich „genau das“ lernen. Er eröffnete also die erste Hung Gar Kung Fu-Schule. Sehr zum Missfallen der chinesischen Gesellschaft, mit welcher er auch deswegen einige heftige Auseinandersetzungen hatte. Nun machte ihn dies zur damaligen Zeit eindeutig zum Rebellen. So etwas gehörte sich einfach nicht. Doch Hawaii ist auch ein Sammelbecken für viele Nationalitäten. Neben den Eingeborenen gab es die Chinesen, Japaner, Philippinos und Weiße vom Festland, um nur die wichtigsten zu nennen. Solch eine Umgebung fördert auch eine gewisse Austauschfreudigkeit. Außerdem liebten Hawaiianer es, sich im Kampf zu beweisen. Der Rebell fühlte, dass die Zeit gekommen war, mit den alten Vorurteilen zu brechen und seine Türen zu öffnen. Die Geschichte gab ihm recht und es ist ihm wirklich gelungen.

Die 60er-Jahre haben bekanntlich vieles revolutioniert. Die Welt änderte sich schnell. Das breite Publikum hatte etwas später erste Berührungspunkte mit Kung Fu. Bruce Lee spielte Kato in der Fernseherserie „The Green Hornet“ zwischen 1966 und 1967. Als das Interesse und die Türen sich nach und nach öffneten, war die Schule von Sifu Bucksam Kong schon längst etabliert…

Der Traditionalist

Trotzdem blieb Großmeister Kong im Herzen stets ein Traditionalist. Ein schreiender Widerspruch zum jungen Rebellen, was die Frage aufwirft, ob er diesen Widerspruch versöhnen konnte. Denn die Geschichte lehrt uns, dass viele „Rebellen“ in anderen Bereichen versagt haben. Sie haben rebelliert und etwas unwiderruflich zerstört.

Stellen wir uns also der Frage: Die Zeit vergeht und wir befinden uns nun in den 70er Jahren. Wer damals, so wie ich, vor über 50 Jahren einen Fuß in seine Schule setzte, wurde sogleich mit einer dichten Atmosphäre konfrontiert, die anders war, als in den meisten Kwoons und Dojos, die in Los Angeles eröffnet hatten. Während des Trainings ging es streng zu. Das Training war hart. Man lernte mitzumachen und sich nicht zu beschweren. Fragen wurden nicht gestellt. Die chinesische Familienstruktur wurde beachtet: Bezeichnungen wie Sihing für die älteren Schüler und Sidai für die jüngeren. Es gab keine (und es gibt sie bis heute noch nicht) Gürtelfarben, um seinen Grad zur Schau zu stellen. Alle hatten einen langen Kanvas-Gürtel, um die traditionellen chinesischen Hosen festzuhalten. Der Großmeister blieb überzeugt, dass man sich durch hartes Training und Können auszeichnet und nicht durch eine Gürtelfarbe, die man jedem präsentiert.

Traditionelle Arten des Unterrichts blieben erhalten, die fortgeschrittenen Formen und Techniken wurden nur dann beigebracht, wenn der Sifu überzeugt war, dass man genug an den vorherigen geübt hatte. Fortgeschrittene Formen und Techniken wurden nicht öffentlich gezeigt und auch nicht weitergegeben. Man musste sich den Respekt seines Sifu durch Kontinuität und Treue verdienen.

Ich würde gern noch einen nicht unwesentlichen Aspekt erwähnen, der auch in die 70er gehört und für die heutige Generation schwer vorstellbar ist. Ich war selbst ein begeisterter, um nicht zu sagen fanatischer Kampfkunst-Liebhaber und hatte bereits etliche Schulen in verschiedenen Ländern besucht und dort trainiert. Aber bis spät in die 70er- und sogar 80er-Jahre hinein war die Situation folgende: Die meisten Lehrer, die behaupteten, chinesische Kampfkunst zu unterrichteten, konnten kaum Kung Fu. Meistens waren es Karate-Lehrer, die wegen der Kung Fu-Welle aus wirtschaftlichen Gründen umgesattelt hatten und sich ihr Wissen durch einige der ersten, teilweise dubiosen Kung Fu-Bücher angeeignet hatten. China hatte sich dem Westen noch nicht wirklich geöffnet. Also wurde mit den spärlichen Techniken und Formen, die sie kannten, gespart und teilweise viel darüber geredet und wenig gezeigt. Als ich selbst in München Ende 1976 meinen ersten Hung Gar Kung Fu-Kurs begann, war die Situation nicht anders. Es gab ein paar „Kung Fu-Schulen“, aber ihre Betreiber hatten ihr Wissen eindeutig aus Kung Fu-Filmen und -Büchern akquiriert. Im Vergleich dazu war das Wissen, das ich bereits damals von meinem Sifu gelernt hatte, „riesig“, was auch den schnellen Erfolg meiner Schule erklärte. Natürlich hat sich die Situation in den letzten 50 Jahren völlig verändert.

Bei Großmeister Kong war es also genau umgekehrt. Er vermittelte sein enormes praktisches und tiefes Wissen, wofür übrigens ein ganzes Leben nicht ganz ausreichte, um es zu verinnerlichen, gezielt und freizügig. Dies ist übrigens keine Redensart, sondern wörtlich gemeint. Trotz meiner Begeisterung und Hingabe habe ich es bis heute nicht geschafft, alle Methoden und Übungen, die er mir anvertraut hat, intensiv zu praktizieren und zu vertiefen.

Es wurde also wenig geredet und theoretisiert und dafür mehr geübt. Jeder versuchte, die Vielfalt dessen, was er vermittelte, in die Praxis umzusetzen, denn Großmeister Kong war ein Praktiker.

Image

Chi - dieses geheimnisvolle „Etwas“

Noch ein sehr wichtiger Punkt, der damals eine große Rolle spielte.

Nachdem ich als begeisterter Kampfkunst-Fanatiker in meiner Jugend in jede mögliche Schule hineingeschnuppert hatte, die zumindest zu der damaligen Zeit verfügbar war, war es auffällig, dass so viele von diesem „etwas“ sprachen, das jenseits des Physischen lag. Eine geheimnisvolle innere oder geistige Kraft. Die Bezeichnungen waren genauso verwirrend, wie die Sache selbst. Als ich Sifu Bucksam Kong begegnete und unsere Arme sich zum ersten Mal kreuzten, war es jedoch völlig klar, dass er – nicht darüber redete - aber es dafür eindeutig hatte. Unzählige Anekdoten aus seinem Leben belegen es. Und jedes Jahr, wenn ich wieder mit ihm praktizierte, war es immer sofort klar, dass hier etwas ist, eine Kraft, ein Druck, eine Kontrolle, die weit über seine physische Kraft hinausging. Es war etwas Endgültiges. Ich bin in meinem Leben vielen Menschen begegnet, die physisch extrem stark waren, so stark, dass es sich kaum noch menschlich anfühlte. Trotzdem war das hier etwas anderes. Und bezeichnend war, dass mit 80 Jahren diese Kraft immer noch in ihm vibrierte.

Erste Zusammenfassung

Zusammenfassend kann man sagen, dass in einer Zeit, in der es kein Internet, kein YouTube, noch nicht einmal Videokassetten, kaum Kung Fu-Bücher, keine DVDs von Shaolin-Mönchen gab, die in Chinatown für 10 Dollar erhältlich waren und - angeblich oder in der Tat - alle Formen und Geheimnisse vergaben, Großmeister Bucksam Kong die richtige Formel gefunden hatte. Er hatte seine Türen weit geöffnet, und blieb trotzdem ein Traditionalist. Er verkaufte niemals seine traditionellen Werte. Er war ein Rebell, aber er blieb unkorrumpierbar. Er gab uns von Herzen sein Wissen weiter, aber man konnte ihn nicht kaufen. Wer mit asiatischen Lehrern zu tun hatte, weiß, wie selten dies ist. Von Tradition zu reden und anzugeben ist eine Sache, sie zu praktizieren eine ganz andere.

Eine Anekdote, die beispielhaft ist, möchte ich erzählen.

Bei einem Turnier führte der noch junge Sifu einen Teil der „inneren eisernen Draht-Form“, der Tid Sin Kuen vor. Bei diesem Turnier war einer der berühmtesten damaligen japanischen Meister, selbst Gründer eines Karate Stils, anwesend. Dieser große Sensei erzählte ihm, dass er die berühmte Tiger-Kranich-Form (Fu Hok) aus dem Hung Gar-Stil gelernt hatte, als er in Hong Kong stationiert war. Er fragte (sie unterhielten sich, indem sie chinesische Schriftzeichen auf ihre Handflächen malten, da der japanische Meister kein Englisch konnte) ob er ihm die „innere eiserne Draht-Form“ beibringen könnte und bot ihm 10.000 Dollar dafür an. 10.000 Dollar waren in der damaligen Zeit eine unvorstellbar hohe Summe. Sifu zog sich aus der Affäre, indem er fragte: „Von wem haben Sie die Tiger-Kranich-Form gelernt?“ Als der japanische Meister antwortete: „Von Großmeister Lum Jo“, sagte Sifu: „Oh, das ist ja auch mein Meister, warum gehen sie nicht hin und lernen es auch von ihm?“ So zog er sich aus der Affäre, wohlwissend das Lum Jo es dem Japaner - zumindest zur damaligen Zeit - niemals beibringen würde. Wie gesagt, er war nicht käuflich und blieb in erster Linie der Tradition verpflichtet.

Der Vater des Hung Gar im Westen

Diesen Titel hat er wirklich verdient. Durch sein Buch „Hung Gar“, das von Ohara, einem international bekannten Verleger vertrieben wurde und damals zum zweitmeistverkauften Buch dieses Verlagshauses zählte (das erste war das von Bruce Lee), sowie die vielen Artikel über diesen Stil und seine Überlieferung, sein unermüdliches Abhalten von Seminaren von Hawaii bis München und noch vieles mehr. Er hat nicht nur den Nicht-Chinesen eine Möglichkeit gegeben, diese Kampfkunst zu erlernen, sondern obendrein hat niemand so viel für die Verbreitung und Bekanntheit dieses Stils gemacht. Er ist definitiv der Gründer dieser Schule im Westen.

Hart aber Herzlich

So hart die Atmosphäre beim Üben war, so herzlich war sie aber auch nach dem Üben. Jetzt übernahm die freundschaftliche, teils brüderliche, sogar familiäre Atmosphäre. Es war heiter und gelassen. Großmeister Kong hatte keine Allüren. Er lachte immer über die vielen „Meister“, die sich wie große Shaolin-Mönche verehren ließen. Dieser ungezwungene Umgang stand im völligen Kontrast zu seiner Autorität und seinem ungewöhnlichen Können während des Unterrichts und des Sparrings. Jeder konnte es sofort spüren. Größe, Gewicht und durchtrainierte Muskeln spielten dabei keine Rolle. Man spürte bei ihm, dass er es nicht nötig hatte, Allüren zu haben, weil ihm kaum einer zu nahekommen konnte. Und das bringt uns zu einem weiteren widersprüchlichen Aspekt dieses ungewöhnlichen Meisters: Er war zuerst ein furchterregender Kämpfer und in zweiter Linie ein Lehrer. Das bedeutet, dass sein Können im Kampf seinem tiefen Wissen in nichts nachstand.

Image

Der Kämpfer

Was ich damit meine, ist folgendes: würde man künstlich das Kung Fu in drei Aspekte teilen, 1. traditionelle Formen und Techniken, 2. außergewöhnliche innere und äußere Fähigkeiten und 3. kämpferisches Können, dann wäre es eindeutig das kämpferische Können, an dem das Herz von Großmeister Kong hing. Über seine Kämpfe gibt es unzählige Anekdoten, die von seinen Schülern gerne erzählt werden.

Zu seinen Fähigkeiten: Er konnte ein Telefonbuch mit einem einzigen Ruck zerreißen oder bei öffentlichen Vorführungen von jedem Freiwilligen aus dem Publikum Schläge und Tritte am Körper einstecken, oder mit einer Abwehrtechnik die Knochen des Unterarms brechen und noch vieles mehr…

Ebenso waren seine Formen makellos. Er und einige seiner begabtesten Schüler haben bei öffentlichen Vorführungen auch vor chinesischem Publikum riesige Begeisterung ausgelöst.

Selten trifft man Meister, die in allen drei Aspekten herausragend sind. Viele können gut kämpfen, andere können mit Fähigkeiten beeindrucken, weitere außergewöhnlich gut Formen vorführen… Es ist äußerst selten, dass jemand mit allen drei Aspekten beeindruckt.

Im Kontrast dazu fiel mir immer seine Bescheidenheit auf. Sowohl in der Schule, wie auch im Alltag. Er wurde auch deswegen von Kampfkünstlern aus allen Richtungen geschätzt und respektiert. Viele der damaligen bekannten Meister waren mit ihm befreundet. In seiner Nähe fühlten sich alle wohl und wurden freundlich empfangen. Wegen seines großen Erfolges hagelte es Herausforderungen in seiner Schule in Hawaii. Auf der Kampffläche gab es allerdings keinen Kompromiss. Beim Kämpfen wurde aus dem freundlichen, damals jungen Chinesen ein reißender Tiger, der ohne Umwege kurzen Prozess machte. Nachdem alle, die gekommen waren, im Handumdrehen seine überlegene Fähigkeit anerkennen mussten, wurden oft Freundschaften geschlossen. In der Tat, er repräsentierte die Tugenden des Hung Gar: Bescheidenheit, Selbstsicherheit, Mut.

So übel dieser Tiger auf der Kampffläche sein konnte, so ganz anders erlebte ich ihn im Alltag mit seiner Familie. Da ich das Glück hatte, über Jahrzehnte immer wieder periodisch bei ihm zu wohnen, sah ich eine Sanftmut im Umgang mit seinen Kindern, seiner Frau, Verwandten und später seinen zwei Rottweilern. Er kümmerte sich von früh morgens an um alles. Seine Familie bedeutete ihm sehr viel. Seine wunderschöne und kluge Frau, unsere Simo Nancy, mit der er über 60 Jahre verheiratet war, unterstützte ihn sein ganzes Leben lang. Sein Sohn Andrew, Doktor der Chiropraktik mit einer Praxis in Chicago, der sich den Titel eines Meisters schon längst verdient hat, hat das Familienbanner übernommen. Wenn man den Charakter eines Menschen an dem Umgang mit seiner Familie messen würde, dann war Bucksam Kong ein wirklich guter Mensch.

Der Tiger schreitet durch schwierige Zeiten

Allerdings war sein Leben weder ein schönes Kindermärchen, noch eine konstante Erfolgsgeschichte. Es hatte Höhen und Tiefen. Es gab ernsthafte Schwierigkeiten, die es zu überwinden galt. Es gab Kredite abzuzahlen, drei großartige Kinder, die man aufs College schicken musste - ein bekanntlich teurer Spaß in den USA. Er stand mit beiden Füßen im Leben, kein abgehobener Möchtegern, der alles auf die anderen abwälzt. Dabei hatte ich die Ehre, ihn durch alle seine Krisen der letzten 50 Jahre zu beobachten. Er erzählte mir öfters davon, war aber niemals verbittert oder abgeschlagen, denn er lebte auch die weiteren Tugend des Hung Gar, die er gelegentlich predigte: Ausdauer und Geduld. Egal, welche Schwierigkeiten sich ihm boten, ob finanzielle, familiäre, gesundheitliche, Verrat von nahestehenden Schülern oder viel Neid aus der Kampfkunstszene, also all die üblichen Verdächtigen, die zu unserer verrückten Welt gehören, an denen unsere wahre Charakterstärke gemessen wird. Nichts blieb ihm erspart und einiges wurde sogar reichlich angeboten. Er blieb im Grunde seines Herzens stets gelassen, winkte es meist lachend ab. Sein Geheimnis war, dass er sich selbst nicht so ernst nahm, und dadurch auch diese Schwierigkeiten nicht. Ich habe von ihm unzählige Lektionen außerhalb der Kung Fu-Schule gelernt über Geduld, Freundlichkeit und Ausdauer, für die ich ihm ewig dankbar sein werde. Ich habe persönlich erlebt, wie er selbst mit Menschen, die ihm nachweislich geschadet hatten, ohne Groll freundlich verkehrte und sogar alles tat, damit sie sich in seiner Nähe wohl fühlten… Eine Eigenschaft, die ich an ihm sehr bewunderte.

Zum Abschluss: Großmeister Bucksam Kong hat uns ein großartiges, inspirierendes Beispiel gegeben: ein wahrer Meister, der im Alltag die ritterlichen Tugenden der Kampfkunst bescheiden vorgelebt hat. Wir werden ihn vermissen.

In tiefer Dankbarkeit, sein Schüler Sifu Alan Baklayan

Image