Historischer Hintergrund

Tamo (Boddhidharma)

Vor ca. 1500 Jahren ließ sich ein eigentümlicher indischer Priester namens Boddhidharma (chinesisch 菩提達摩 Pútídámó – Tamo) in China in einem buddhistischen Kloster namens Shaolin (Siu-Lum in kantonesisch) nieder. Tamo hatte neun Jahre lang vor einer Mauer meditiert und während dieser Zeit, um nicht einzuschlafen, seine Augenlider abgeschnitten (auf allen Abbildungen von Boddhidharma sind immer diese großen runden Augen auffällig.)

Boddhidarma

Die Legende berichtet, dass Tamo bei seiner Ankunft im Shaolin-Kloster die Mönche in schlechter körperlicher Verfassung antraf. Da sie nicht fähig waren, sich während der Meditation wach zu halten, führte Tamo 18 Übungen ein, die dazu bestimmt waren, Körper und Geist zu nähren. Es wird behauptet, dass diese therapeutischen Übungen in die Techniken der Selbstverteidigung, die im Kloster praktiziert wurden, übernommen wurden. Während seines Aufenthalts dort führte Tamo auch die buddhistischen Philosophien Chans (Zen in japanisch) im Kloster ein.

Die Reise Bodhidharmas in den Norden, sowie seine überragenden Fähigkeiten hatten sich unter der Bevölkerung bereits herumgesprochen, als er in die Nähe eines großen Flusses, des Yangtzu kam.Alte Legende

Die Bedeutung des indischen Priesters im chinesischen Boxen ist heutzutage jedoch umstritten. Einige Historiker behaupten, dass dieses Selbstverteidigungssystem schon lange vor Tamos Ankunft im Kloster bekannt war. Diese Techniken, die wahrscheinlich von einem Kampf mit mehreren ausgingen, waren dazu bestimmt, das Kloster vor umherstreunenden Räuberbanden, die diesen Landstrich heimsuchten, zu beschützen. Da sich dies bereits lange vor Tamos Ankunft ereignete, kann nicht gesagt werden, wie oder wann das Shaolin-Kung Fu erschaffen wurde.

Shaolin- oder Siu Lum Pai Kung Fu

Holzpuppengestell

Die nächste größere Entwicklung spielte sich vermutlich im 16. Jahrhundert ab, als ein reicher junger Mann namens Kwok Yuen in das Kloster eintrat, um das Boxen zu studieren. Als geschickter Schwertkämpfer machte sich Kwok Yuen nicht nur den Shaolin-Stil zu eigen, sondern erweiterte seine Kampfkunst auch noch um weitere 72 Übungen. Nach noch größerem Wissen strebend, verließ er das Kloster und reiste nach China, auf der Suche nach weiteren Meistern. Schließlich traf er auf zwei Experten, Pak Yook Fon und einen alten Mann namens Li.

Die drei zogen sich in ein Kloster zurück, wo die 72 Bewegungen Kwok Yuens auf 170 erweitert wurden. Die Techniken wurden dann in fünf verschiedene Stile unterteilt: Drache, Tiger, Leopard, Kranich und Schlange. So wurde die Form der Fünf Fäuste des Shaolin-Kung Fu geboren.

Auch wenn viele Einzelheiten der Shaolin-Kunst nicht geklärt sind, weiß man aus Überlieferungen, dass Shaolinpriester ausgezeichnete Kämpfer in historischen Kriegen waren. Daher wurde in den darauffolgenden Jahrhunderten der Name Shaolin zum Inbegriff für die Fähigkeit seiner kämpfenden Mönche.

Hinter den Klostermauern steigerte eine strenge Selbstdisziplin das technische Können. Strikte ethische Regeln wurden aufgestellt, um das Geschick der Shaolinkämpfer zu erhöhen. Zusätzlich zur Entwicklung der technischen Fertigkeiten wurden Eigenschaften wie Bescheidenheit, Vorsicht, Geduld und Hingabe zu einem genauso wichtigem Teil der Shaolin-Lebensweise.